Viszeralchirurgie

Viszeralchirurgie

Fachexperte & Ressortleiter: Dr. med. Dipl. oec. med. Colin M. Krüger

FA f. Chirurgie & Visceralchirurgie , Gesundheitsökonom

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Das Gebiet der Viszeralchirurgie umfasst die gesamte Chirurgie des Verdauungstraktes von der Speiseröhre bis zum Enddarm unter Betonung der Tumorchirurgie und der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, die Chirurgie der endokrinen Organe (Schilddrüse, Nebenschilddrüsen und Nebennieren), die Chirurgie der Leber, Gallenblase und Gallenwege, Bauchspeicheldrüse und Milz, sowie die Weichteilchirurgie, wozu auch die Operationen von Leisten- und Narbenbrüchen, die Operationen an der weiblichen Brust und die Operationen von Tumoren und Entzündungsprozessen an der Körperoberfläche oder in Weichteilen im Körperinneren gehören.
 
Aus- und Weiterbildung
Die kompetenten Vertreter dieser Chirurgischen Disziplin sind die Fachärzte für Viscerale Chirurgie im Fach der Chirurgie. Visceralchirurgen sind subspezialisierte Fachärzte für allgemeine Chirurgie mit einer mehrjährigen Zusatzausbildung im Bereich der speziellen Eingeweidechirurgie die nach einem festgelegten Curriculum erfolgt und vor den zuständigen Weiterbildungsgremien der Ärztekammern mit einer eigenen Facharztprüfung abgeschlossen wird.
 
Onkologische Chirurgie
Ein Schwerpunkt der Viszeralchirurgie ist die Tumorchirurgie des Magen-Darm-Traktes. Ziel ist hierbei neben der radikalen Entfernung des Tumors vor allem ein Funktionserhalt und eine hohe Lebensqualität nach der Operation. Durch neue Techniken (Klammernahtgeräte, Ultraschallmesser) und Schaffung von Ersatzorganen (Dünndarm- und Dickdarmpouch) ist z.B. auch beim Mastdarmkrebs oder Enddarmkrebs die Anlage eines künstlichen Darmausgangs meist vermeidbar. Aufgrund der modernen anästhesiologischen und intensivtherapeutischen Möglichkeiten zählen auch komplexe Operationsverfahren (z.B. Teilentfernungen von Leber oder Lunge bei Tochtergeschwülsten) zum Standardrepertoire in der Behandlung von Krebserkrankungen. Bereits vor und vor allem nach der operativen Behandlung wird in Zusammenarbeit mit den anderen Kliniken (Onkologie; Strahlentherapie, Pathologie, Schmerzklinik, Brückenpflege) in einem speziellen onkologischen Arbeitskreis, sogenannten Tumorboards im gemeinsamen Onkologischen Schwerpunkt, das individuelle Behandlungskonzept für den einzelnen Patienten festgelegt. Diese intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit sichert den Patienten ein optimiertes und individualisiertes Therapiekonzept nach modernsten wissenschaftlichen Erkenntnissen.
 
Minimal Invasive Chirurgie (MIC)
In der Chirurgie gutartiger Erkrankungen kann ein zunehmender Teil der Operationen in der Technik der Minimal Invasiven Chirurgie, besser als "Video-endoskopische Chirurgie" bezeichnet, durchgeführt werden. Dieses Verfahren ist seit Jahren für die Entfernung der Gallenblase etabliert, aber auch Leistenbruchoperationen, Entfernungen des Blinddarms oder von Teilen des Dickdarms bei Entzündungen (Sigmadivertikulitis), Operationen wegen schwerem Reflux (Sodbrennen) sowie die Entfernung erkrankter Nebennieren können auf diesem Weg durchgeführt werden. Der Vorteil dieser Operationstechnik liegt darin, dass nur kleinste Hautschnitte erforderlich sind. Dadurch sind die Schmerzen nach der Operation geringer, der Heilungsverlauf schneller und die Dauer des notwendigen Krankenhausaufenthaltes verkürzt.
Ein weiterer entscheidender Vorteil der Minimalinvasiven Chirurgie neben dem kosmetischen Aspekt ist, dass durch weitestgehende Bewahrung der Integrität der Bauchdecke, bzw. der Hautoberfläche, die postoperative Mobilisation- und Atemmechanik deutlich weniger beeinträchtigt sind. Hieraus erklärt sich auch die meist schnellere postoperative Mobilisation und der geringere Schmerzmittelbedarf.
 
Eine weitere wichtige Rolle spielt die MIC in der Tumorchirurgie, im Zuge derer vor großen Operationen mit weiter Eröffnung von Körperhöhlen zunächst minimal invasiv Untersucht werden kann, ob eine Tumorentfernung  operativ möglich ist. Somit kann im Interesse der Patienten das Ausmaß der Operation individuell angepasst werden und ggf. alternative Behandlungen von Tumorerkrankungen (Chemotherapie / Bestrahlung) zeitgerecht eingeleitet werden.
Derzeit werden in zahlreichen Kliniken Deutschlands und international mit minimal invasiver Technik folgende Operationen durchgeführt:

Lap. Cholezystektomie (Gallenblasenentfernung)
Lap. Appendektomie (Entfernung des Wurmfortsatzes, ugs. „Blinddarm“)
Lap. Hernienreparation (TEP, TAPP) (Leistenbruch)
Lap. Narbenhernienreparation (IPOM)
Lap. Fundoplikatio (Rekonstruktion des oberen Magenpförtners)
Lap. Gastric Banding
Lap. Gastric Bypass
Lap. Vagotomie
Lap. Magenübernähung
Lap. Fundophrenicopexie
Lap. Kardiomyotomie
Lap. Adrenalektomie (Nebennierenentfernung) 
Lap. Splenektomie (Milzentfernung)
Lap. Adhäsiolyse (Lösen von Verwachsungen im Bauchraum)
Lap. Milzzystenabdeckelung
Lap. Leberzystenabdeckelung
Lap. Exploration beim Magenkarzinom
Lap. Exploration beim Pankreaskarzinom
Lap. Versorgung der parastomalen Hernie
Lap. Reparation der Zwerchfellruptur
Lap. Rektopexie
Lap. Ileozökalresektion
Lap. Hemikolektomie rechts / links
Lap. Sigmaresektion
Lap. Rektumresektion
Lap. abdominoperineale Rektumexstirpation
Lap. Stomaanlagen (künstl. Darmausgang)
Lap. Abszessausräumung

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